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Contributors: Alexander Rabl (Text) +++ Stefan Fuhrer (Layout)+++
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Donnerstag, 9. September 2010

Der große Pensionsbetrug.

Die Österreicher freuen sich auf die Pension. Sie ist in diesem urkatholischen Land das Paradies vor dem Tode. Man hat nichts im Leben, im Arbeitsleben, dafür hat man danach was. Geld fürs Nichtstun. Möglichst lange. Deshalb ist der Beamtenstand des Österreichers liebster Berufsstand immer gewesen. Wenig, dafür später viel. Doch das Pensionsmodell, das ein Lebensmodell der Österreicher ist, wackelt. Auch der Esser kann mit dem Wort Pension nicht viel anfangen. Denn die viel größere Verarsche als bei der Alterspension spielt sich in der Hotelpension ab. Dort erwartet den Esser Ausspeisung und Lieblosigkeit. Er bucht zum Beispiel in einem Hotel, dessen Restaurant sich mit einem Stern oder einer Haube schmückt. Und was kriegt er da zu Essen? Blasses Gebäck, günstig eingekaufte Ware von einer mittelmäßig motivierten Mannschaft zu einer einzigen Sättigungsbeilage zubereitet. Ja, hört man aus der F&B-Ebene, man müsse eben hart kalkulieren heutzutage. Ja, sagt der Esser. Ich kalkuliere ebenfalls hart und sage, dass dieses und dieses Hotel mit meinem Besuch nicht rechnen können. Wobei: ich selbst bin kein Freund der Pension, der einen nicht, weil man sie vielleicht gar nicht erlebt und weil sie am Ende eh fad ist, der anderen nicht, weil sie am Ende sicher fad ist. Doch was macht der Esser, wenn er Urlaub macht, und wenn er es satt hat, jeden Abend nach der passenden Unterlage für sein Getränk suchen zu müssen. Zu anstrengend das. Wo steigt er ab? Das beste Pensionsessen in Österreich ist rasch erzählt und wenn ich jemanden vergessen habe, mögen mir das die Götter und die Götter in Weiß verzeihen. Also das beste Pensionsessen gibt es bei Schellhorns in Goldegg, wo ich nun schon die zweite Sommerfrische en suite verbracht habe. Warum dieses das beste Pensionsessen ist? Weil es sonst nichts anderes gibt. A la carte und Pension unterscheiden sich in Nichts, die gleichen Zutaten werden nach den gleichen Rezepten von  den gleichen Köchen für alle Gäste gleich zubereitet. So einfach. Auch beim Rauter in Matrei aß ich immer vorzüglich. Hier ist die Einfachheit König. Nationalparknahe Kargheit. Luxuriöse Schlichtheit. Aber wenn da ein Stück Fleisch oder Käse auf dem Teller liegt, ist es gut. Auch Sissy Sonnleitner kochte immer schon eine gute Hotelpension. Allerdings schwankt dort manchmal die Form, als läge Kötschach Mauthen am Andreasgraben. Vielleicht ein Tipp, der das Leben leichter macht und das Essen, das zum Leben gehört, besser. Die gute Hotelküche, die somit keine Hotelküche mehr ist, befindet sich und findet man meistens neben den touristischen Trampelpfaden. Mainstream um viel Geld gibt es dort, wo sich der Tourist in Pension begibt. Eine Pension, die ihr Geld meistens nicht wert ist und da können Politiker und Hoteliers auf den Händen tanzen und auf den Fußsohlen ihre Versprechen balancieren. Es bleibt trotzdem so.(ar)

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