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Montag, 27. September 2010

So geht es auch: Heuriger Bründlmayer.






Die Heurigenkultur. Man könnte darüber Bücher schreiben. Muss aber nicht. Es reicht auch ein Flugblatt. Auf dem steht: Conveniencefutter plus Gespritzter. Die Ausnahmen bestätigen die Regel. Man findet sie regelmäßig unter "die besten fünf oder zehn Heurigen von Wien und Umgebung". Die Liste wächst irgendwie nicht. Aus. Der Heurige von Willi Bründlmayer, seit Jahrzehnten in Pacht vergeben, erinnert an die Möglichkeit, wie man so etwas auch machen kann. Der Innenhof, schmucklos, ein Sonnenstrahl flasht durch den Ultra Brut Sekt, den ich zum Traubenkernöl mit Nußbrot nehme, als die Schwester Oberin serviert. Bleibend ist auch der Eindruck der Bründlmayerschen Weine, die hier in unglaublicher Tiefe zu verkosten sind. Das Essen ist ausgezeichnet bis ausgezeichnet. Ein Speckteller! Ein Blutwurststrudel, ein Berg davon, ein Käferberg sozusagen, mit Senfeis! Dann ein richtig gebratenes und nicht vorgewärmtes Reh (Rückenfilet) mit Topfenpalatschinke und Kirschen. Das Reh schön gewürzt und perfekt passend zu Pinot gris oder auch zum 2004er Pinot Noir Anselm, wenn ich richtig notiert habe. (Die Schlamperei, die mich eignet, verhinderte eine Karriere als Weinverkoster. Ich würde in den Kostnotizen Veltliner und Cabernet durcheinandermischen und am Ende wäre alles eine Cuvée ...) Der Käferberg aus dem Jahre 2001, nicht unproblematisch, wie man erzählt, erweist sich als trockener aromastrotzender Hit. Damals, als er bockig war, mußte man ihn mit Süßweinen strecken. Heute spaziert er wie ein Pfau durchs Glas. Der Abschied aus diesem Heurigen fällt schwer. Die Rückkehr in die Wiener Realität noch mehr.(ar)

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