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Contributors: Alexander Rabl (Text) +++ Stefan Fuhrer (Layout)+++
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Dienstag, 9. November 2010

Das Federvieh aus Bubendorf.

Gänsezeit ist, meine Damen und Herren. Also redet ganz Ostösterreich und ganz Wien nur noch vom armen Federvieh, von den Martinigansln, die jetzt aus irgendeiner weither interpretierten Tradition her geschlachtet und nach dem Braten als Schlachtplatte serviert werden müssen. Rotkraut ist obligat, Knödel, Semmelfülle, you name it. Die Gänse schmecken meistens zäh, damit rächen sie sich an den Köchen  und Essern, die sie sich im November einbilden. Die Adressen, an denen man den Martinischmaus halbwegs umbeschadet überstehen kann, werden mittlerweile an jeder besseren Fresskolumne weitergegeben, wobei der Verdacht besteht, dass die Journalisten, die Barbanek und Rudis Beisl topranken, dort schon seit Jahren nicht mehr essen waren. Wie gesagt: Verdacht. Wir empfehlen hier leichterhands wieder einmal das Institut Grünauer in der Wiener Hermanngasse, erstens aus Sentimentalität, weil der Grünauer ja irgendwann uns abhanden kommen will (aber nie soll, doch that's another story) und zweitens weil der Gänseschmaus dort seit Jahren und Jahrzehnten immer heiliges, aber nie überkanditeltes Niveau hat. Also jiddische Hühnerleber, auf die ich so scharf bin, dass ich sie mit gleich an der Buddel servieren lasse, mit dem köstliche Knoflbrot, um die Wartezeit auf den Tisch zu lindern. Dann eine vorzügliche legierte Ganslsuppe mit ordentlich Fleisch und Gemüse drin. So eine Suppe, man hat den Eindruck, dass es das nicht mehr oft geben wird. Das Gansl selbst, knusprig, schön, ehrlich, vielleicht etwas salzig da und dort, ist ein Vergnügen. Ich entscheide mich gerne für Semmelfülle und warmen Krautsalat. Eine jährlich wiederkehrende Freude. Was dazu trinken? Ich rate ja zu jungen, säurebetonen Rotweinen, aber die Tischkollegen forcieren Jahrgänge 07 oder gar 02. Ich in der klaren Minderheit und bestelle nachher noch einen hantigen Nussenen. Auf die Familie. Und die anderen Dinge. (ar)

Grünauer, Hermanngasse 32, Wien 7, Telefon +43 1 526 40 80



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