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Contributors: Alexander Rabl (Text) +++ Stefan Fuhrer (Layout)+++
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Montag, 11. April 2011

Der Frittat

Nachdem ein essender Mensch, wenn er nicht kugelrund werden will, sich ab und an bewegen muss, beschloss ich die Prater-Hauptallee entlang zu spazieren. Im Unterholz links und rechts der Straße herrschte ein reges Treiben. Sich bückende Menschen schienen irgendetwas einzusammeln. Bei näherem Hinsehen stellte sich heraus, dass hier in großen Mengen Bärlauch gebrockt wurde. Nachdem mir dieser Bärlauch in seinen mittlerweile unzähligen Speisevarianten eher auf die Nerven geht, verlor ich ziemlich rasch das Interesse an den sich bückenden Damen und Herren. Eigentlich hatte ich ja gehofft endlich einmal zuschauen zu dürfen wie der gemeine Frittat gefangen wird. Mein guter Freund Felix erzählte mir schon vor längerer Zeit, dass er in seiner Kindheit oft und gerne im Prater auf Frittatenfang war. Und zwar mit einer oder mehreren Holzboxen, ähnlich wie eine Fischreuse konstruiert, und einem Brocken Tafelspitz als Köder bestückt. Die Boxen wurden bei Einbruch der Dunkelheit verteilt und hoffentlich gut gefüllt am nächsten Morgen wieder eingesammelt. Nun hatte ich leider noch nie das Glück eine wirklich echte Frittatensuppe zu mir zu nehmen, laut Felix soll es eine wirklich vorzügliche Delikatesse sein. Gemäß einem alten Wiener Rezept werden die Frittaten mit feingehackten Schalotten in etwas Butterschmalz angeröstet und dann mit ein wenig Weißwein (am besten Gemischter Satz) abgelöscht. Die so zubereiteten Frittaten werden dann mit einer kräftigen Rindsuppe serviert. Am Ende meines Spaziergangs angelangt, gönnte ich mir im dann Wiener Lusthaus eine Frittatensuppe, die zwar ganz OK war, nur wird anstelle des echten Frittats leider, wie fast überall, dieser vegetarische Ersatz verwendet. (sf)

Sonntag, 10. April 2011

Fahr mit mit dem knallgelben Autobus.

Der Esser muss, um an seinen Genuss zu kommen, unsagbare Strapazen auf sich nehmen. Doch er ist konsequent und stur auf dem Weg zu den besten Essen der Welt. Der führt ihn dann öfter nach Paris. Mehr darüber demnächst. Dieses Mal nur über die Rechnung. Sie muss bezahlt werden und fällt heftig aus. Am Flughafen (CDG) pferchen sie die Passagiere des Wienflugs in einen Bus. Gelb war er, glaube ich. Drinnen gefühlte 50 Grad. Dann fahren sie uns von einem Ende des Flughafens zum anderen Ende. Dort wartet nämlich der Flieger. In dem Bus ist es so eng, dass an ein Umfallen nicht zu denken ist. Man schwitzt und hofft, dass man selbst nicht der erste sein wird, der kollabiert. Ein Franzose (Business Class) schreit etwas von "Bataille", das ist eine Schlacht. Ich weiß nicht, was sie am Flughafen  Charles de Gaulle gegen harmlose Ess-Touristen wie mich haben. Immerhin trage ich den Ruhm ihrer Küche in die Welt hinaus und in meinem Bauch ein paar exzellente Essen. Aber wenn man einem diese Behandlung noch einmal angedeihen lässt, muss das ernste Reaktionen nach sich ziehen. Ich überlege noch, aber es könnte sein, dass ich in diesem Blog dann schreibe, in Paris würde man gar nicht so gut speisen , wie es heißt. Oder aber ich verrate alle Geheimtipp-Bistros und die sind dann voller Touristen, die den Ortsansässigen die Plätze wegessen. Oder aber: ich nehme gleich in Wien den Bus. Schlimmer kann es nicht mehr werden. (ar) 

Der getarnte Stängel

Den perfekten Rhabarberstängel fand ich gestern im Wiener Stadtpark. In Begleitung eines wunderbar flaumigen Topfenknödels und eines Zitronenmelisseneises lag er auf meinem Teller. Täuschend echt, ein wenig an die artifiziellen Marzipanfrüchte sizilianischer Zuckerbäcker erinnernd, sein Äußeres. Eine Essenz der Rhabarber sein Inneres. Dieses ursprünglich aus dem Himalaja kommende Gemüse wurde zu Eis verarbeitet und mit seiner leicht dehydrierten Schale wieder eingepackt. Mit einem Glas burgenländischem Furmint begleitet ergibt das eine Pilgerstätte für alle Rhabarberliebhaber. (sf)

Gegessen und getrunken in der
Meierei im Stadtpark
Am Heumarkt 2A, 1030 Wien
Tel. +43 (1) 713 31 68