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Freitag, 23. März 2012

Montrachet statt grünem Tee


Im Fux in Lech steht der Gast am Stiegenansatz und somit vor zwei Alternativen: Steak oder Sushi. Ich nehme nicht die linke Abzweigung, sondern steige die Stiegen hinauf. Denn die asiatische Kost in dem kubusartigen Gebäude, das dem chaletartigen Stil der Lecher Hotellerie einen architektonischen Widerspruch entgegenhält, sich aber letztendlich nicht traut, wirklich konsequent urban zu sein (die Tischtücher!) , hat einen guten Ruf. Patron Strolzens Stolz aber ist die Weinkarte. Ich blättere ein bißchen und wenn ich nicht schon Platz genommen hätte mit Blick auf die offene Küche, würde es mich spätestens jetzt niedersetzen. Kennen Sie zum Beispiel das Weingut Romanée Conti? Natürlich tun Sie das, Sie würden sonst keine Veranlassung haben, diesen Blog zu lesen. Weine dieses Weinguts kann sich nur der eine oder andere Scheich oder chinesischer Neumilliardär leisten, denn sie sind wirklich teuer, weil sie rar sind. Le Montrachet zum Beispiel ist so einer und von dem stehen jetzt an die vierzig Positionen (oder sind es sechzig) auf der Weinkarte, verschiedene Jahrgänge eben und so geht es weiter. Wer hier auf die Idee kommt, zu den asiatisch inspirierten Speisen etwa Bier oder gar grünen Tee zu bestellen, verpasst einige der besten Weine seines Lebens, soviel ist sicher. Sehr gut ist dann der erste Klassiker des Hauses, eine Rolle aus Seetang, Reis und King Crab, knusprig, delikat, so wie man es in Wien nur im Yohm kriegt und sonst wahrscheinlich kaum noch wo. Die Küche schiebt ein Spießchen mit Kalbsbries ein. Die Krebse beim nächsten Gang sind okay, stammen aber leider nicht aus der Lecher Krebsenquelle, sondern sind arme kleine Kerle, die von irgendwoher kommen. Der Skrei mit einer überschäumenden Sauce, die nach Curry duftet, und Pakchoi, ist wunderbar. Alles das ist keine High-End-Asia-Küche wie man sie in Österreich eh nicht bekommt, aber halt in Berlin bei Raue oder im Londoner Harkazan. Aber gut gekocht wird im Fux allemal, sogar sehr gut. An der Bar arbeitet Alexandra Bisenz, die ihre Fans aus der Wiener Bar Italia schon ziemlich vermissen. Als ich den dritten Drink bestelle, den sie wie die beiden zuvor ohne feste Rezeptur komponiert, schmecke ich auch, warum.
(ar)

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