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Samstag, 11. Januar 2014

Sherry mit Perlen

Ein Leben ohne Champagner ist möglich ist, aber sinnlos. Sagte Loriot, auch wenn er verklausuliert das Wort Mops statt dem Namen des Schaumweins verwendet hat. Als Alternative zwischendurch nehme ich gerne den herrlichen Winzersekt von Willi Bründlmayer, der meines Empfindens nach von Jahr zu Jahr feiner und besser wird. Als nahezu schockierend gut erlebte ich zu meiner Überraschung und Freude am Neujahrstag einen Sekt, den der Winzer Gerald Malat aus dem Keller holte, um den Durst einer Spazierrunde zu löschen, welche es abends nach einem Marsch über die Feldwege nach Palt verschlagen hatte.

Die Flasche trug ein dunkles Kellermäntelchen wie Batman und sah somit saus wie ein Bote der Finsternis im dicken Mantel aus Kellerschimmel. Schließlich stammte die Flasche auch aus dem Jahre 1976, dem Geburtsjahr von Malats Tochter und war außerdem der erste Jahrgang des Sektunternehmens der Familie Malat überhaupt. Wir schauten ganz schön und dachten an nichts. Doch viel besser als nichts war dieser Sekt, der sich nicht gerade jugendlich frisch, aber in beträchtlicher Form zeigte. Staubtrocken, leicht oxydiert und somit sherryartig wie aber auch weit von dem entfernt, was man als pensionsreif bezeichnen würde. Da waren gedörrte Äpfel im Glas, Töne von Rosinen und der Duft eines Einbaukastens, in dem der Onkel jahrzehntelang seine Rums, Schnäpse und Liköre aufbewahrt hatte. Und: es perlte ganz schon jugendlich der alte Herr.

Malat holte dann noch dies und das aus dem Keller, auch einen feinen Burgunder 1988 und nicht nur, dass diese Weine Vergnügen bereiteten wie das Konzert unter Barenboim. Ich lachte wieder einmal leise vor Freude über die Erkenntnis der Tatsache, dass so gesehen auch die alten österreichischen Hadern in meinem eigenen Weinkeller nicht automatisch zu einem Griechenland im Glas werden müssen werden.

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