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Contributors: Alexander Rabl (Text) +++ Stefan Fuhrer (Layout)+++
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Freitag, 4. April 2014

Die Elite ist da

Das Leben sei keine Generalprobe, sagen die Hobby-Philosophen, nicht aber Theater- oder Opernregisseure. Gemeint ist damit, der Mensch solle liebe sein ganzes Dasein lang vom Besten, Richtigen und Passenden nehmen, ob es sich dabei um Menschen, Beruf oder Küchenmesser handelt, damit er nicht gegen Ende der Vorstellung etwas zu bereuen hat.

Beim Champagner sind die Landsleute diesem Ansatz nicht gefolgt. Der Verbrauch in Österreich ist beschämend, ja bemitleidenswert niedrig.


Am 5.April gibt es in Mautern die wie alle zwei Jahre Möglichkeit, einiges an Versäumnissen nachzuholen. Beim Champagnerdiner, zu dem Thomas Dorfer kocht, werden einige Schätze eingeschenkt, darunter Jahrgänge, die es eigentlich nicht mehr gibt. Ich durfte bei der Generalprobe des Diners zu Gast sein. Schauen, Riechen und Schmecken, wie der alte Meister des guten Trinkens, Klaus Wagner, den passenden Wein zu den Entwürfen von Dorfer und seiner Küchencrew aussuchte. Das macht sich nicht im Handumdrehen, so ein wirklich gutes Essen mit den passenden Weinen.

Champagner trinken ist einfacher als sich mit Champagner auskennen

Die Gerichte, die im Landhaus Bacher zu diesem und ähnlichen Anlässen serviert werden, sind Unikate. Es gibt sie nur zu diesem Anlass, vorher nicht, und nachher auch nicht.

Am Tisch: Lisl Wagner Bacher, der Markenbotschafter eines namhaften Champagnerhauses, Klaus Wagner, meine Wenigkeit.

Der erste Gang bringt ein Pavé von der Foie Gras von der Ente, welche delikat zubereitet ist, mit eingekochten Marillen und Maccadamianüssen serviert wird, sowie mit einer wunderbaren, in Kakaobutter gebratenen Scheibe Brioche. Im Glas: die beiden Jahrgänge 2004 und 2006 von Moet Chandon sowie der Imperial (Jeroboam) von ebenda. Mir selbst gefällt anfänglich der 2006er am besten, er wird sich aber im Laufe der kommenden 5 Minuten als vielleicht doch etwas zu frisch als Begleiter zu diesem Gericht erweisen.


Wie auch im Laufe der Vierzehntage zwischen Probe und dem eigentlichen Diner aus der Wachauer Marille ein Wachauer Herbstpfirsich werden wird. Kurze Einigung auf den Vintage 2004,  ein sehr gutes Jahr, drei von vier Tischgenossen sind sich einig. Klaus Wagner wird dann die Entscheidung treffen: es wird der Imperial, welcher zur Vorspeise gereicht wird. Weinentscheidungen werden im Landhaus Bacher nicht demokratisch, sondern von dem getroffen, der sich am besten und längsten auskennt.

Weinentscheidung ist keine res publica

Der kommende Gang ist pure große Decadence, eine Verbeugung vor dem russischen Borschtsch, demnächst ja auch das Lieblingsgericht der Bevölkerung auf der Halbinsel Krim. Dorfer ließ sich die beste Ware kommen, die unter dem Titel "Langoustino" zu haben ist. Allerdings belässt er die wertvollen Meeresbewohner nicht in ihrer Form, sondern hackt sie roh in Würfel. Diese werden mit dem Saft von roten Rüben gebeizt. Wie er das macht, dass sie trotzdem ihren Geschmack behalten, für den Esser gerne ein kleines Vermögen bezahlen, hat Dorfer leider nicht verraten. Zu den Rüben-Langoustinos gibt es noch Tapioka aus Nussbutter, welche dem Gericht eine gewisse Mächtigkeit verleiht. Kaviar (natürlich Imperial-Kaviar) darf nicht fehlen. Mütterchen Russland wäre sonst beleidigt.


Am Tisch stecken wir unsere Nasen abwechselnd in die zwei verdeckt servierten Rosé-Champagner. Der eine, den wir (und auch ich) für den besseren halten und also für den 2002er Dom Perignon, erweist sich schließlich als de Moet Rosé aus dem gleichen Jahrgang, nicht unbedingt ein schlechter Wein. Nach Klaus Wagner aber eindeutig nicht die erste Wahl.

An die Demütigung der eigenen Geschmackskenntnis, die ja nicht unvermutet kommt, wird man sich gewöhnen müssen. Jammern auf niedrigerem Niveau möchte ich bitte nicht haben. Zum Trost gibt es zum nächsten Gang einen Hit. Alpsaibling aus der Ramsau (liegt übrigens nicht am Dachstein) mit Blutorangengelée, jungen Erbsen und Erbsensprossen. Dazu eine Champagner Beurre Blanc und man glaubt, man befindet sich bei Michel Guerard in den schönen Siebzigern. Butter bei die Fisch!

Zu dieser herrlichen Schmeckerei ist der Dom Perignon 2003 aus der Magnum vorgesehen. Da es nur einen Champagner zu diesem Gang zu probieren gibt, ersparen die Tischgenossen und ich uns die degustatorische Blamage vor dem Hausherrn.


Dom oder Dom ist die Frage

Mit dem Kalbsbutterschnitzel, das mit Trüffel und Bries serviert wird, ist der Küche wieder ein Volltreffer gelungen. Maisbouillon gab es zu dieser Kombination noch selten. Ein jetzt schon zum Klassiker zu adelnder Gang, zu dem es dann halt auch das Angemessene im Gang gibt. Dom Perignon Oenothek und Dom Perignon, beide aus dem Jahr 1996 und beide herausragend gut.

Zum Bavette vom OX, welches sehr gut, aber auch ziemlich geräuchert ist, aber von der dazu servierten Prinzregententorte gnadenlos geschlagen wird, ist wie immer in diesem Haus, nicht mit Champagner zu rechnen. Es wird Bordeaux geben, ein Figeac 1992 aus der Jeroboam hat sich angesagt.

Eine Nachspeise aus Kokos, Briochekrokant und Vanille wird bei der Generalprobe von einem Moet Chandon Nectar Imperial begleitet. Ob das der Weisheit letzter Schluss ist, weiß ich nicht mehr. Könnte aber sein, dass die Gäste des Champagnerdiners am 5. April da und dort noch eine Überraschung erleben. Bloß, falls Sie sich gerade fragen: Das Diner ist ausverkauft. Die derzeit grassierende Erkältungswelle könnte aber noch Möglichkeiten ergeben.

http://www.landhaus-bacher.at