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Contributors: Alexander Rabl (Text) +++ Stefan Fuhrer (Layout)+++
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Montag, 14. Juli 2014

Das war mein 14. Juli in Paris

Am 14. Juli gedenken wir Frankreichs. Weil mir heute nicht das Glück beschieden ist, in Frankreich oder besser noch in Paris zu weilen, erinnere ich mich an letztes Jahr. Der Austrian, einer Fluglinie mit interessanter Einstellung zum Thema Kundenbetreuung, verdankte ich einen Sonntag in Paris.

Man hatte - vermutlich wegen zu weniger Passagiere, so wie sie es immer machen  - kurzerhand den Samstag-Abend-Flug von Paris nach Wien storniert. Wir Passagiere, von Bordeaux kommend, standen verloren am Gate herum. Niemand da, sich um uns zu kümmern.

Eine Stunde später immer noch am Flughafen, im Besitz meiner Wut, aber nicht meines Gepäcks, und hungrig, fasste ich den Entschluss, das Beste aus der Situation zu machen. In Paris festzuhängen ist ja nicht grundsätzlich eine Tragödie, zumindest nicht für jemanden, der gerne isst.

Die Hotelgutscheine für ein 4-Sterne-Grab in CDG nicht einmal in Erwägung gezogen, kofferlos im Taxi in mein Pariser Lieblingshotel, das Lenox in St.Germain, wo der Zufall eine Juniorsuite für mich reserviert hatte.

Gegen Mitternacht  Saumon Fumé und eine Flasche Champagner im Flore, wozu es Toastbrote von göttlicher Wuchtigkeit gab. Letzter Gast. Ein letzter Champagner (Deutz, gut) in dem letzten Lokal auf dem Platz neben der Kirche. Letzter Gast. Dann Schlaf.

Am Morgen gegen elf vom Lärm der Militärflugzeuge geweckt, ins Hemd vom Vortag geschlüpft, welches keinerlei Spuren der Strapazen der vergangenen 24 Stunden zeigte, die wichtige Entscheidung des Tages getroffen.

Sollte man der Grande Nation die Ehre geben und zur Parade auf die Champs Elysees gehen? Oder doch eher tun, was in Frankreich nicht nur am 14. Juli erste Bürgerpflicht ist, nämlich ein exzellentes Mittagessen einnehmen?

Das Lenox mag ich vor allem wegen seiner Lage, die Zimmer sind so lala. Es sind von dort nur ein paar Gehminuten zum Atelier de Robuchon, dem Urmeter aller Ateliers, in dem ich noch nie schlecht gegessen habe.

Die Kampfflieger zogen weiter ihre Runden über der Stadt, ich nahm meinen ersten Schluck Champagner, strich Butter (herrlich) auf das Brot (ideal).

Wie man sich diesem und anderen relevanten Lokalen in Paris grundsätzlich nähert: Weder untertänig noch arrogant, denn nicht nur im Bois de Boulogne gilt, dass es aus dem Wald so zurückruft, wie man hineingerufen hat. Als nützlich hingegen erweist sich der freundlich bestimmter Blick im Sinne von: Ich werde heute hier essen und trinken und Sie, verehrter Maitre, wissen das, und ich weiß, dass Sie es wissen und Sie wissen, dass ich es weiß.

Perfektes Gericht aus Paradeisern verschiedener Sorten, kunstvoll mit Blüten und Schnittlauch arrangiert, allerdings ohne Sphärenkläge, Espumas oder anderen Lustigkeiten. Robuchons Statement: ein Messer reicht als Küchengerät vollkommen.

Dann rohe Anchovis und eingelegter roter Paprika, nebeneinander aufgeschichtet, eine frische Angelegenheit an einem heißen Julimittag. Dann eines der besten Lammgerichte des Universums, gebratene Koteletts vom Pyrenäen-Agneau de lâit, dazu Thymian und Robuchons Erdäpfelpüree. Die Militärflieger hatten das Lärmen mittlerweile aufgegeben. Die Sommeliere schenkte nach. Burgunder und nicht Bordeaux.

Eine Schokoladen-Dessert von besonderer Güte ist mir in Erinnerung, allerdings nicht in seinen Details.

Der Flug von Paris nach Wien am späten Nachmittag des 14. Juli verlief im übrigen reibungslos. Die Austrian hatte ausreichend Passagiere zusammengekriegt.

Mir selbst wäre ja ein 15. Juli in Paris als erfreuliche Möglichkeit erschienen.









(ar)


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