- - -
Contributors: Alexander Rabl (Text) +++ Stefan Fuhrer (Layout)+++
- - -

Donnerstag, 20. November 2014

Stalking Jaques Chibois

Köche Stalking gehört zu meinen Steckenpferden. Besonders gerne pflege ich dieses Hobby bei großen Treffen von Spitzenköchen, der Topliga Europas und der Welt, wie beispielsweise den Kongressen oder anderen Treffen der honorigen Gruppe der "Relais & Chateaus"-Mitglieder.

Das letzte fand vor kurzem in Paris statt und sie waren alle da. Darunter ist auch immer wieder Jaques Chibois aus Grasse, ein verlässlicher Kongressteilnehmer und ich lasse es mir nicht nehmen, Chibois stets aufs neue mit meinem mangelhaften Französisch anzubrabbeln und ihm über das formidable Kalbsbries (mit Tapinade aus schwarzen Trüffel oder waren es Oliven?) zu erzählen, das ich mal in seiner "Bastide de St.Antoine" gegessen habe.

Chibois, mittlerweile ein würdevoller älterer Herr, lächelt jedesmal, vermutlich, ohne mich jemals wieder zu erkennen und dann verabreden wir, dass ich ihn bald wieder einmal besuchen werde. Dieses Ritual pflege ich seit einigen Jahren. Jaques-Chibois-Stalking mit anschließendem Besuchsversprechen. Er hat das Gespräch wohl vergessen, während es noch stattfindet. Einfach, weil es - ich - ihm egal bin. Égalité total.

Das erste Mal aß ich bei Jaques Chibois im Jahr 1993. Er kochte damals im "Royal Gray" in Cannes und war einer der Höhenflieger an der Côte d'Azur. Ich war in Cannes als Jungtexter während der Golden Lions und während die anderen Junioren auf eine Pizza gingen, bildete ich eine Koalition der Willigen und ging mit drei Werberkolleginnen zu Chibois. Das Essen war natürlich einmalig gut. Es gab unter anderem etwas mit Ei und Kaviar. An den Rest erinnere ich mich nicht. Es hat irgendwann am Strand geendet.

Als ich das nächste Mal bei Chibois aß, kochte er bereits in seiner Bastide in Grasse, einem wunderbar duftenden Ort, und er kochte wieder sehr gut. Klassisch südfranzösisch ohne einen Hauch von Avantgarde, denn die ist nicht seins. Bei Jaques Chibois gab es jedesmal eine sonnige, ländlich elegante Küche, ein Essen der ruhigen, aber beständigen Art. Es begeisterte mich in seiner konsequenten Qualität und auch wegen des Ambientes gehe ich gerne hin.

Bin selbst gespannt, ob ich es nächstes Jahr schaffe und ob Chibois, wenn er mich zu sehen kriegt, einen Lach- oder Weinanfall bekommt oder ob es einfach bloß so gut schmecken wird wie bei den letzten Malen. Und auch interessiert es mich, ob sie im Hotelshop noch diese herrlichen Stoffbären verkaufen, von denen ich beim  letzten Mal zwei mitnehmen musste.

(ar)