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Contributors: Alexander Rabl (Text) +++ Stefan Fuhrer (Layout)+++
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Montag, 3. August 2015

Zwei Sardinen in der Bretagne

Am Cap de Frénel das große Naturschauspiel. Die spektakulären Klippen am Meer erinnern an eine riesenhafte Scheibe Landbrot, die von der Natur in zwei Teile gebrochen wurde. Der eine Teil hier, in der nördlichen Bretagne, der andere in England oder Irland. Millionen von Jahren ist es her, als der Riesenkontinent in zwei Teile brach und seither den Besuchern der Nordbetragne ein packendes Szenario bietet. Wie überall, wo es große Leuchttürme gibt und ebensolche Parkplätze für die weit angereisten Besucher, ist allerdings das kulinarische Angebot schmal.

Das einzige Restaurant auf dem Plateau (es hatte eine märchenhafte Aussicht) hat geschlossen und wird in Kürze platt gemacht, um einem Aussichtsplatz zu weichen. Wahrscheinlich eh eine gute Idee. Touristenorte und gutes Essen vertragen sich nicht.

Doch der Mensch - siehe Brot - muss essen. Und es lebt der Mann nicht vom Brot allein (die Frau übrigens auch nicht). Er möchte es schon wenigstens mit der berühmten Bordierbutter aus St. Malo bestreichen, lieber aber noch mit Rilettes aus Sardinen oder zu einem Dutzend Austern genießen.

Gegen Mittag breche ich auf Richtig Dinard, nach guten eineinhalb Stunden des Spazierens, des Lauschens der Brandung und des Kreischens der Möwen. Auch die haben übrigens ständig Hunger und unternehmen abenteuerliche Flüge, um den Touristen das Pausenbrot zu stehlen.

Das Örtchen Saint Briac scheint wie geschaffen für einen guten Mittagstisch. Doch alle in den diversen Restaurantguides gelobten Restaurants (deren sind es nicht wenige) haben an einem Tag gleichzeitig geschlossen. Das nennt man dann Kartellbildung. Im Schritttempo durchs Ortszentrum bemerke ich einen kleinen Laden, der mich in Sekundenschnell anspricht: "Probier's doch mal."

Der Name "Les Deux Sardines" klingt ebenso hübsch wie vielversprechend, die kleine Trasse mit Fermob-Möbel und die jungen Leute im Service laden ein. Platz ist nur noch im ersten Stock. Und gleich wird klar, warum das kleine Bistro, in dem es ausschließlich Fisch gibt, so gut besucht ist.

Mittags gibt es zwei Menüs, das eine um 15 (!), das andere um 25 Euro. Die frischen Rilette von Sardinen mit knusprigem Landbrot sind besser nicht vorstellbar. Beim Salat mit kleinen und größeren Muscheln, einer Auster und etwas Hummerfleisch sowie Orangen fällt neben der Topqualität der Produkte die sichere Hand beim Würzen der Marinade auf. So etwas erlebt man doch eher selten.

Der gebackene, in Backpapier servierte Kabeljau mit hausgemachten, handgeschnitzten und ungeschälten Fritten ist großes Fischkino. Die Rougets mit einer Creme aus Feta und Basilikum und Stampferdämpfeln sind nahezu perfekt. Und wieder die Würzkunst! Die kleinen Fische sind mit einer Mischung aus Pfeffer bestreut und ich denke nicht mehr, dass es der Zufall war, welcher diesen Teller so gut gelingen ließ.

Die Desserts kommen in einfachen Wassergläsern, darunter eine himmlisch gute Mischung aus Schokolade und Karamell. Der Menetou Saumon kostete 23,- die Flasche. Als ich der jungen Küchenchefin meine Entzückung nicht verhehle und wir ins Gespräch kommen, erfahre ich, dass sie eine Zeitlang bei Olivier Rollinger in Cancale gearbeitet hat. Somit ist alles klar.

Rollinger gilt als Meister der Gewürze und betreibt neben gemeinsam mit seiner Frau Jane Hotel und das Restaurant "Coquillage" und außerdem einen Gewürzehandel. Das Restaurant seiner Exmitarbeiterin, deren Freundin/Kollegin gleich nebenan ihr eigenes Restaurant betreibt, würde Monsieur Rollinger vermutlich gefallen.

Les Deux Sardines
2, bd de la Houle
35800 Saint Briac
Tel.: 00 33 (0) 9 80 83 44 04

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